Johann Gottlieb Graun
Konzert Es-Dur WVCv:XIII:116
für Viola, Streicher und Basso continuo
Johann Gottlieb Graun
Konzert Es-Dur WVCv:XIII:116
für Viola, Streicher und Basso continuo
- Compositor Johann Gottlieb Graun
- Editor Phillip Schmidt
- Editorial Ortus Musikverlag
- Nº de pedido ORT204-2
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Descripción de la:
Das hier erstmals in einer Edition vorgelegte Konzert für Viola in Es-Dur ist in zwei Stimmenabschriften überliefert. Als Autor wird in der offenbar früher entstandenen Abschrift (SA 2685) der Cellist Markus Heinrich Grauel angegeben. Bei der Herstellung der zweiten Abschrift (SA 2725), die wahrscheinlich einige Jahrzehnte später erfolgte, und der die frühere Abschrift möglicherweise als Vorlage diente, wurde der Autorname scheinbar vorsätzlich „korrigiert“. Das Konzert selbst könnte in den 1760er Jahren entstanden sein.
Im Vergleich mit den anderen beiden Grauel-Violakonzerten fällt zunächst auf, dass der Gesamtumfang beim Konzert Nr. 1 etwas größer ausfällt. Auch übersteigt er den üblichen zeitlichen Rahmen, wonach ein Solo-Konzert mit 15 Minuten bemessen war.[1] Als der Musikgelehrte Charles Burney (1726-1814) auf seiner Reise durch Europa 1772 auch Berlin besucht, nimmt er daran Anstoß: „Das ist hier der Fehler aller Kompositionen, in welchen ein jeder Satz so lange gedehnt ist, daß sie niemals die Aufmerksamkeit bis ans Ende unterhalten können.“ Und direkt auf J. G. Graun bezogen: „und da, wo [seine] Concerten und Kirchenkompositionen nicht [mit Noten überhäuft sind, daß sie die Zuhörer übertäuben,] ist die Länge eines jeden Satzes unmässiger, als es die christliche Geduld ausstehen kann.“[2]
Ohne Burneys Werturteil beipflichten zu wollen, enthält die Komposition viele Indizien, die auf J. G. Graun hindeuten, z.B., dass im ersten Solo des Kopfsatzes das Ritornell-Thema variiert aufgegriffen, oder dass ab T. 134 ein kontrastierendes Solothema eingeführt wird, außerdem die weitgehende Vermeidung von Trommelbässen, die harmonische Vielfalt, die Behandlung der Begleit-Instrumente (die Violinen sind überwiegend unisono geführt, während die Tutti-Viola gelegentlich das Solo als einzige Mittelstimme unterstützt), die virtuose und mitunter sehr violinistische Gestaltung der Solo-Stimme unter besonderer Beachtung des Timbres der Bratsche, der mehrfache Einsatz von Terz-, Sext- und anderen Doppelgriffen (z.B. im Allegretto, T. 167ff. oder im Allegro, T. 151ff. und 222ff.), oder der tiefempfindsame Gehalt des c-Moll-Binnensatzes.
In jedem Fall erscheint dieses Konzert geeignet, den Horizont des überschaubaren Viola-Repertoires des 18. Jahrhunderts zu erweitern und mit seinen spieltechnischen Herausforderungen vielleicht ein darüber hinausgehendes Interesse am musikalischen Geschmack der friderizianischen Zeit zu wecken.
Phillip Schmidt
Im Vergleich mit den anderen beiden Grauel-Violakonzerten fällt zunächst auf, dass der Gesamtumfang beim Konzert Nr. 1 etwas größer ausfällt. Auch übersteigt er den üblichen zeitlichen Rahmen, wonach ein Solo-Konzert mit 15 Minuten bemessen war.[1] Als der Musikgelehrte Charles Burney (1726-1814) auf seiner Reise durch Europa 1772 auch Berlin besucht, nimmt er daran Anstoß: „Das ist hier der Fehler aller Kompositionen, in welchen ein jeder Satz so lange gedehnt ist, daß sie niemals die Aufmerksamkeit bis ans Ende unterhalten können.“ Und direkt auf J. G. Graun bezogen: „und da, wo [seine] Concerten und Kirchenkompositionen nicht [mit Noten überhäuft sind, daß sie die Zuhörer übertäuben,] ist die Länge eines jeden Satzes unmässiger, als es die christliche Geduld ausstehen kann.“[2]
Ohne Burneys Werturteil beipflichten zu wollen, enthält die Komposition viele Indizien, die auf J. G. Graun hindeuten, z.B., dass im ersten Solo des Kopfsatzes das Ritornell-Thema variiert aufgegriffen, oder dass ab T. 134 ein kontrastierendes Solothema eingeführt wird, außerdem die weitgehende Vermeidung von Trommelbässen, die harmonische Vielfalt, die Behandlung der Begleit-Instrumente (die Violinen sind überwiegend unisono geführt, während die Tutti-Viola gelegentlich das Solo als einzige Mittelstimme unterstützt), die virtuose und mitunter sehr violinistische Gestaltung der Solo-Stimme unter besonderer Beachtung des Timbres der Bratsche, der mehrfache Einsatz von Terz-, Sext- und anderen Doppelgriffen (z.B. im Allegretto, T. 167ff. oder im Allegro, T. 151ff. und 222ff.), oder der tiefempfindsame Gehalt des c-Moll-Binnensatzes.
In jedem Fall erscheint dieses Konzert geeignet, den Horizont des überschaubaren Viola-Repertoires des 18. Jahrhunderts zu erweitern und mit seinen spieltechnischen Herausforderungen vielleicht ein darüber hinausgehendes Interesse am musikalischen Geschmack der friderizianischen Zeit zu wecken.
Phillip Schmidt